Samstag, 2. November 2013

Andernach --> Meckenheim (30.8.2013)

Schneller als wir es erwartet haben, bricht unser letzter Tag auf dem Rad an. Wir verlassen Andernach am Morgen, fahren zügig durch und sind früh am Mittag in Remagen. Der Radweg führt einen direkt an der Brücke von Remagen bzw. das, was davon noch übrig ist, vorbei und wir halten an um einen kurzen Blick in das Friedensmuseum zu wagen.



Die Geschichte der Eisenbahnbrücke ist legendär: sie wurde während des 1. Weltkrieges von den Deutschen gebaut, um mehr Truppen und Kriegsmaterial an die Westfront bringen zu können. Geplant wurde sie von einem Architekten aus Mannheim, Karl Wiener. Sie war 325 m lang, hatte eine geringe Höhe von von 14,80 m (über dem normalen Wasserstand des Rheines) und der höchste Punkt des Bogens betrug 29,25 m. Neben zwei Eisenbahngleisen gab es auch einen Fußgängerweg über die Brücke. Sie galt als eine der schönsten Stahlbrücken über den Rhein. Am 7.3.1945 gelang es einem kleinen Trupp der Amerikaner, die Brücke zu erobern, obwohl die Deutschen zuvor 2 Sprengversuche unternahmen, die aber beide scheiterten. Diese Eroberung ging als "Wunder von Remagen" in die Kriegsgeschichte ein. Die deutsche Heeresleitung versuchte in den folgenden Tagen verzweifelt die Brücke durch Bombenangriffe und Kampfschwimmer zum Einsturz zu bringen. Hitler setzte in ohnmächtigem Zorn ein Schnellgericht ein, das 5 Offiziere zum Tode verurteilte und 4 davon erschießen ließ. Er beschuldigte sie der Sabotage. Am 17.3.1945 stürzte die Brücke dann endlich ein und riss mindestens 30 amerikanische Soldaten in den Tod.


Anschließend entscheiden wir uns für ein warmes Mittagessen. Wir sind gegen 16 Uhr in Meckenheim verabredet und sind viel zu früh dran. Also genießen wir unser Mittagessen am Rhein, obwohl wir eigentlich noch gar nicht wieder richtig Hunger haben, vertrödeln ein wenig Zeit und lassen die Letzten Tage Revue passieren. Wir beide befinden unsere Radtour als sehr gelungen. ich hätte nie gedacht, dass ich soviel Gefallen daran finden würde und wir schmieden bereits Pläne für die nächste Tour. Zu dem Zeitpunkt ahnen wir aber auch noch nicht, was uns später erwartet... :-D
Wir gehen davon aus, dass die letzten Kilometer ein Klacks sind. Zuversichtlich v

erlassen wir endgültig die gekennzeichneten Radwege und schlagen unseren Weg in Richtung Meckenheim ein. Eine Karte haben wir nicht, die Handys müssen aushelfen. Wir checken grob die Richtung und los geht`s. Wenige Zeit später sind wir beide dem Ende nahe: sobald wir vom Fluss weg sind, geht es nur noch bergauf. Kilometer um Kilometer. Das Gepäck auf meinem Gepäckträger wiegt eine gefühlte Tonne, ich habe Atemnot, meine Beine sind übersäuert und zittern hektisch, mein Kopf ist hochrot angelaufen und ich verfluche die Welt. Da hab ich nicht mit gerechnet! Muss das denn auf die letzten Kilometer echt noch sein?! Außerdem fahren wir auf Straßen, auf denen Fahrradfahrer besser nicht fahren sollten. Immer wenn ich als Autofahrer andere Fahrradfahrer auf solchen Strecken sehe, frage ich mich, ob die lebensmüde sind. Aber weder mein Mann noch ich haben mit unseren Handys Empfang und können so keine wirklichen Alternativstrecken suchen und fahren einfach, dem Ende nahe, über zahlreiche Käffer nach Schildern in Richtung Meckenheim. 16 Uhr ist mittlerweile auch schon längst vorbei. Soviel zum Thema: wir können ruhig noch zu Mittag essen, wir haben Zeit ohne Ende! :-) Zwischendurch versuchen wir uns gegenseitig Mut zu machen: wenn es die ganze Zeit nur bergauf geht, muss es ja auch irgendwann wieder bergab gehen. Ist doch klar! Tja, Meckenheim liegt nur einfach sehr viel höher als der Rhein. In den Genuss einer Richtigen Abfahrt kommen wir erst gar nicht!
Um so größer und um so stolzer fühlen wir uns dann allerdings als wir endlich, endlich, endlich in Meckenheim ankommen. In unseren Ohren klingeln Fanfaren, als wir in der Heerstraße einfahren und genau wissen, dass am Ende der Straße wohl die beiden schönsten Sehenswürdigkeiten unserer ganzen Radtour liegen: unsere beiden Patenkinder, Max und Marie! <3